Guter Kaffee auf Reisen?

Muss man unterwegs auf guten Kaffee verzichten oder lässt sich da was machen? Gemeint ist richtiger Espresso oder eben das, was man auch beim italienischen Barista serviert bekommt. Was beriets zu Hause schwer zu erreichen ist, wird unterwegs schier unmöglich.

Meine Kaffee Vorgeschichte

Erste Gehversuche in behüteter Umgebung, mit den zurecht berüchtigten Kaffeekapseln, waren durchgehend enttäuschend und aus ökologischer Sicht nur schwer vertretbar. Nach verschiedenen Versuchern, mit Kaffee-Vollautomaten, diverser namhafter Hersteller hatte ich fast die Hoffnung aufgegeben.  Zwar wusste ich nach studieren einschlägiger Lektüre wie der Geschmack zu verbessern wäre, jedoch half auch das nicht weiter. Selbst das durchprobieren aller möglicher Kaffeesorten brachte nie das gewünschte Ergebnis. Irgendwie schmeckte alles gleich schlecht.

Der Kaffee schmeckte meist sauer. Dies obwohl ich beim Kauf der Bohnen immer einen Bogen um Sorten mit Beschreibung „säuerliche Note“ machte. Grundsätzlich gilt, der Kaffee wird sauer wenn er zu kalt gebrüht wird, oder die Bohnen nicht genügend geröstet wurden. Da alle Bohnen bei meiner Maschine ähnlich säuerlich schmeckten, erhöhte ich die Brühtemperatur kontinuierlich bis zu Maximum und spielte auch mit dem Mahlwerk herum. Hätte doch helfen sollen oder? Tat es aber nicht! Im Gegenteil, der Kaffee schmeckte danach nicht nur sauer sonder auch noch verbrannt! Es war Zeit für eine anständige Maschine weshalb ich dann nach einer guten Siebrägermaschine suchte, welche noch im bezahlbaren Rahmen liegt. Meine Wahl fiel nach intensiver Evaluation auf die Lelit PL41PLUS. Kombiniert mit einer simplen Mühle und guten Bohnen, liess sich damit endlich das herstellen, was man guten Gewissens Espresso nennen darf.

Wie aber komme ich auch unterwegs zu einem wohlschmeckenden Kaffee-Getränk? Das müsste doch auch mit einem portablen Kaffeekocher, welcher möglichst ohne Strom funktioniert zu machen sein! Der ersten Versuche scheiterte jedoch kläglich und ich hatte wirklich keine hohen Erwartungen.

Die Espressokanne

Es gibt Sie bereits seit 1945! Deshalb sind sie vermutlich so populär, denn wirklich guten Kaffee machen sie nur mit viel Geschick. Ein Espresso ist damit definitiv nicht möglich, auch wenn man im deutschsprachigen Raum gerne den namen Espressokanne verwendet. Die bekanntesten Modelle sind die der Marke Bialetti und werden aus Aluminium gefertigt. Experten sind sich uneinig über die Gesundheitlichen Auswirkungen des Aluminiums dieser Kannen. bei falscher Pflege kann es aber definitiv bedenklich werden. Wem die Spielerei mit dampfdruck Gefällt, sollte daher besser die Edelstahl Variante wählen.

Das Prinzip ist wirklich spannend: Im Unteren Kessel wird Wasser erhitzt, bis es durch das Kochen einen Überdruck erzeugt. Dieser überdruck wird genutzt, um das Wasser im Kessel über ein Rohr durch das Kaffeepulver zu pressen. Es entsteht dabei ein Druck zwischen 1,5 bis 3 Bar.

Bialetti Kaffee Kocher (wird auch Espressokanne genannt)

Meine Gefühle zu diesen Kannen sind gemischt. Einerseits lässt sich damit immerhin ganz passablen Kaffee kochen, jedoch ein Espresso mit Crema steht nicht zur Diskussion. Auch muss man sehr darauf achten, die Aromen nicht zu verbrennen. Sobald der Kessel anfängt zu zischen, solltem man die Temperatur so niedrig wie möglich halten. Ansonsten wird man mit einem bitteren und verbrannt schmeckenden Getränk bestraft.

Wichtig ist es auch die Grösse der Kanne zu beachten. Bis jetzt konnte ich bei halber Befüllung nie ein gutes Ergebnis erzielen, weshalb ich auch zwei verschiedene Grössen empfehe. Eine gute Kombination ist aus meiner Sicht die 2er und die 4er Kanne.

Meine Empfehlungen in dieser Kategorie ist eine Kombination dieser beiden Kannen aus Edelstahl:

Bialetti Venus 2 Tassen Espressokocher
Bialetti Venus 4 Tassen Espressokocher

Wer  mehr über die Kaffekanne wissen will, sollte unbedingt den Wikipedia Artikel lesen!

Filterkaffee

Auch wenn er immer wieder für schlechten Kaffee einstehen muss, ganz so schlimm ist er nicht. Immerhin bekommt man die nötige Ausrüstung  überall für kleines Geld zu kaufen und das Ergebniss ist weitaus Besser als z.B. ein frisch angerührter Instant-Kaffee. Das Prinzip ist denkbar einfach. Kaffeepulver in den Filter, das ganze auf eine Kanne oder sogar Tasse stellen und heisses Wasser aufgiessen. Den Rest erledigt die Schwerkraft.

French Press

Das aus meiner Sicht unpassendste für den Einsatz unterwegs und auf dem Boot ist die Kaffeepresse aus Glas. Ich hab die Bodum BISTRO NOUVEAU getestet da ich dachte es sei vieleicht besser als Filterkaffee und würde nicht so schnell verbrennen wie bei der Espressokanne. Das Ergebnis schmeckte in etwa so wie es auf dem Bild aussieht:

Misslungenes Experiment mit French-Press von Bodum.

Die Kanne funktioniert ähnlich wie normaler Filterkaffee. Es wird Kaffeepulver in die Kanne gegeben und heisses Wasser aufgegossen. Kurz umrühren,  das Sieb mit Deckel oben drauf setzten und den Stab langsam nach unten drücken. Dabei entsteht kein wirklicher Druck, es ist aus meiner Sicht nur ein beschleunigter Filtervorgang.

Genau darin sehe ich auch den einzigen Vorteil dieser Konstruktion: Es lassen sich grosse Mengen Kaffee in relativ kurzer Zeit zubereiten. Ansonsten empfand ich den Kaffee immer als sehr wässrig und er enthielt viel Kaffeesatz. Dieser Konzentrierte sich dann im unteren Bereich jeder Tasse wodurch ich den letzten Schluck meist stehen liess.

Weil die Kanne aus sehr dünnem Glas gefertigt ist, besteht zusätzlich die Gefahr sie zu zerschlagen. Gerade auf einem Boot oder im Rucksack wirklich nicht  zu empfehlen.

Portable Kaffeepressen

Auf den ersten Blick erschienen mir  die neuartigen Kaffeepressen vielversprechend. Zwei Produkte fallen besonders auf. Der „Coffee Maker“ von AeroPress und die „Handpresso Wild Hybrid“. Beide funktionieren ähnlich: Die Presse wird zuerst mit Kaffeepulver oder Tabs und danach mit Heissem Wasser aufgefüllt. Mit purer Muskelkraft wird ein richtiger Pressvorgang erzielt, welcher dem einer echten italienischen Espresso-Maschine nachempfunden ist.

Ich muss gestehen, dass ich dies beiden Geräte noch nicht getestet habe. Mich schrecken noch zwei Tatsachen davor ab: Sie sind relativ teuer und sie sind komplett oder zumindest teilweise aus Plastik! Ich mag kein Plastik, damit habe ich ja bereits bei den Vollautomaten schlechte Erfahrungen gemacht. Das Prinzip der Presse würde mir prinzipiell Hoffnung machen, aber die zur Zeit erhältlichen Produkte überzeugen nicht.

Das Video zum AeroPress ist zudem nicht gerade ermutigend. Vom Crema fehlt jede Spur und woher soll man unterwegs diese Filter bekommen?

Vom Handpresso Wild Hybrid würde ich mir schon mehr erhoffen! Das Resultat kann auf den Videos jedenfalls optisch überzeugen:

 

Die Presse Deluxe

Massiv gebaut und wirklich edel sieht sie aus, die „Rock Presso“.  Ist das der Weg zum perfekten Espresso unterwegs? Sie funktioniert wie eine richtige Espressomaschine, selbst ein Siebträger ist vorhanden! Eigentlich müsste ich jetzt vor Begeisterung kaum zu halten sein. Doch etwas dämpft die Freude. Das schicke Gerät ist von allen natürlich auch das teuerste.

Die Anwendung unterwegs ist ebenfalls nicht für alle ideal. Mit einem Gewicht von 2,8kg packt man so ein Teil nicht einfach in den Rucksack. Selbst auf dem Boot sind die Masse von 22 x 13 x 29 cm nicht ideal. Man muss sich auch bewusst sein, dass der Aufwand für ein Espresso relativ hoch ist. Damit die Temperatur während des Pressvorgangs nicht abfällt und der Kaffee dadurch nicht sauer wird, müsste das Gestell der Rock Presso aufgeheizt werden. Das wiederum erschwert mit Sicherheit die Bedienung. Mir tun die Finger weh wenn ich daran denke, wie heiss ein optimal aufgeheizter Siebträger ist.

Was mir nicht gefällt ist der Plastik Zylinder, wo das Wasser eingefüllt wird. Aus meiner Sicht entwertet dies das ansonsten schöne Gerät welches je nach Ausführung bei Amazon.de um die 200 Euro kostet.
ROK Espressobereiter Metall

Schlussfolgerung

Ein perfekter Espresso lässt sich unterwegs nicht so einfach selbst herstellen. Eine gute Tasse Kaffee jedoch schon. Mein persönlicher Favorit bleibt deshalb die Espressokanne von Bialetti. Die robuste Konstruktion erweist sich für den Einsatz unterwegs oder auf einem Boot als sehr vorteilhaft. Zugegeben, es braucht Geschick und die ersten Tassen werden vermutlich eher enttäuschen.

Wer mehr Zeit und Geld investieren will und nicht gerade mit dem Rucksack oder einem kleinen Boot unterwegs ist, dem empfehle ich einen Blick auf die Rock Presso zu werfen. Damit lässt sich vermutlich mit etwas Übung und genügend Anstrengung ein nahezu perfekter Espresso zaubern.

Egal wofür man sich schlussendlich entscheidet, ohne gute Kaffeebohnen lässt sich logischerweise auch kein guter Kaffee zubereiten. Nicht zu empfehlen ist vorgemahlenes Kaffeepulver aus dem Kaufhaus wie ich es für mein „French Press“ Experiment verwendet hatte. Die darin enthaltenen Aromen sind längst verflogen! Damit die Bohnen unterwegs frisch gemahlen werden können, lohnt sich die Anschaffung einer handbetriebenen Kaffeemühle. Das ist aber wiederum ein ganz anderes Thema…

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