Wie wichtig ist ein Watermaker für Fahrtensegler?

Watermaker oder auf Deutsch auch Entsalzungsanlagen, sind Geräte welche für den Menschen ungeniessbares Salzwasser in trinkbarem Süsswasser umwandeln. Auf grösseren Luxusyachten gehören sie mittlerweile zur Standardausrüstung, doch wann lohnt sich das für Fahrtensegler? Eine Schulbuch Rechnung zeigt erstaunliche Fakten. 

Wie sinnvoll ist ein Watermaker?

Es ist nicht so, dass diese Frage grundsätzlich schwer zu beantworten wäre. Es gibt schliesslich nicht vieles, was unterwegs wichtiger wäre als Trinkwasser. Vielmehr sind es die Auswirkungen auf das Reisebudget oder die Elektrische Versorgung welche den Sinn einer solchen Anlage in Frage stellen.

Auch Wilfried Erdmann schreibt auf seiner Webseite, dass ein Watermaker selbst dem Kartenplotter vorzuziehen wäre. Ja mit Plotter meint er das Ding mit GPS und Digitalen Seekarten, welches die meisten zum navigieren brauchen! Obwohl dieser Mann wirklich etwas vom Fahrtensegeln versteht und ich seine Meinung diesbezüglich nie in Frage stellen würde, besitzen wir noch immer kein Watermaker.

Der Grund dafür ist plausibel: Leider ist so eine Entsalzungsanlage nicht ganz billig. Mehr als 3000 Euro muss man dafür ausgeben und dann ist man noch ziemlich am unteren Ende des Leistungsspektrums. Zusätzlich muss man auch die erforderliche elektrische Energie erzeugten und speichern können. Dafür würden schnell weitere 1000 Euro anfallen.

Rechnet sich das trotzdem?

Aufgrund der Erfahrungen bereits erlebter Törns weiss ich, dass für unsere geplante Reise unglaublich viele Flaschen PET anfallen werden. Die Wasserqualität bei den Marinas ist teilweise sehr bedenklich, wodurch man gezwungen wäre das Trinkwasser entweder zu kochen, oder in Flaschen zu kaufen.

Eine kleine Schulbuchrechnung zum Thema:
Zwei Personen trinken jeden Tag je zwei 1,5 Liter Flaschen Wasser aus PET Flaschen. Je nach Qualität des eingebauten Frischwassertanks braucht man eine weitere Flasche zum Kochen und Zähneputzen. Angenommen eine Flasche kostet 0.70 Euro. Wieviel kostet das Trinkwasser pro Jahr? Antwort: 1277 Euro und 50 Cent!

Aus obiger Rechnung lassen sich weitere erstaunlichen Tatsachen herleiten:

  1. Während einem Jahr müsste ich 1825 Flaschen PET entsorgen!
  2. Zusammengepresst füllen die 1825 leeren PET Flaschen locker 50 herkömmliche 35 Liter Abfallsäcke!
  3. Ich müsste über 2,7 Tonnen Wasser auf das Boot tragen!

Gehen wir mal davon aus ein Watermaker inklusive Ergänzungen am Bord-Netz kostet 5000 Euro, so müsste man fast vier Jahre unterwegs sein, damit sich die Investition über das gesparte Geld für Trinkwasser rechnet. Für Menschen mit Angst vor Magendarminfektionen durch verunreinigtes Wasser, würde sich ein Watermaker zumindest auf langer Reise also finanziell lohnen.

Das Wasser im Tank

Es ist nicht ganz so existenziell wichtig wie das Wasser das wir trinken, aber man braucht es dennoch.  Wasser für die alltägliche Körperpflege sowie Abwasch oder das Händewaschen nach dem Gang zur Toilette. Es gibt Leute die schaffen das alles mit weniger als 20 Liter Pro Person und Tag. Dieses Wasser muss nicht sauber genug sein um es trinken zu können. Deshalb können wir problemlos unsere Tanks mit dem Wasser aus dem Schlauch am Steg der Marina füllen.

Problematisch können die Verunreinigungen im Wasser dennoch werden. Im Tank können sich z.B. Algen bilden, welche danach die Leitungen verstopfen. Oder wer will sich schon mit einer faulig riechenden Brühe morgens das Gesicht waschen?

Das grösste Übel lässt sich mit einfachen Mittel verhindern, indem man z.B. mit Vorfiltern welche man an den Schlauch steckt die meisten Bakterien, Keime oder sonstigen Verunreinigungen herausfiltert. Ein anderer Ansatz wäre die Tanks mit speziellen Mitteln zu desinfizieren, doch dies ist nicht immer unbedenklich. Gerade ein für Trinkwasser eigentlich sehr gut geeigneter Stahltank reagiert auf chlorhaltige Mittel empfindlich.

Es bleibt die Frage ob es auch aus finanzieller Sicht sinnvoll ist den Tank mit dem Watermaker zu füllen. Die Preise für Wasser vom Schlauch sind in Europa meist tief oder sogar in den Liegegebühren inbegriffen. Wer aber den Blog von Johannes Erdmann und Cati Trapp gelesen hat weiss, dass man in der Karibik auch mal 60 Euro für eine fragwürdige Tankfüllung hinblättern muss.

Die Sache mit der Unabhängigkeit

Auch wenn die Argumente für einen Watermaker bis hierhin vielleicht aus finanzieller Sicht nicht ganz überzeugen, gibt es andere gute Gründe. Das Wohl wichtigste Argument ist die gewonnene Unabhängigkeit und der damit verbundene Komfort. Viele Fahrtensegler beschreiben wie sehr sie sich gerade in abgelegenen Gebieten einen Watermaker gewünscht hätten.

Für unsere Yacht bleibt der Watermaker zumindest vorläufig noch ein Wunsch. Zu gegebener Zeit auf auf der passenden Route, werden die Vorteile eines Watermakers jedoch mit Sicherheit die hohen Anschaffungskosten relativieren.

Wer sich nun weiterhin für Watermaker interessiert, der sollte sich folgende Hersteller und Modelle genauer anschauen:
Katadyn (z.B Survivor 40E oder Survivor 80E)
ECHOTec Watermakers

 

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